Die wilde Frau
- von Anna Bach
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- 29 Jan., 2020
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Was nährt sie? Was liebt sie?

Es ist an einem Vollmondtag, das Meer tobt, der Wind fegt. Ich sitzt am Ufer eingehüllt in meine rote Chakrahose, zwei Lungi-Tücher, eine dicke Jacke und beginne mit meiner Übung:
Ich spüre in die Verbindung mit meiner wilden Frau. Was nährt sie? Was liebt sie?
Sie liebt es, draußen ein Feuerchen zu machen und mit ihm zu singen - die blanke Erde unter ihren Füßen zu spüren. Sie trägt ein langes, dunkelrotes Kleid. Zu ihrer Rechten geht Jona, eine Wölfin. Sie hütet das Feuer - mein Feuer - und gibt acht, dass es nie ganz erlischt. Selbst in meinen dunkelsten Jahren hat sie mich versorgt und geduldig darauf gewartet, dass ich mich ihr zuwende. Sie weiß um die Kräfte der Pflanzen und braut in einem Kessel über dem Feuer einen Heiltrunk – für mich!
Sie liebt es, nackt ins Wasser zu springen, egal ob es ein Bach, Fluss, See oder das Meer ist - ganz gleich, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Sie räuchert ihre Wohnung mit Salbei, Lavendel und Zeder. Sie liebt es, ins Gebüsch zu pinkeln und ihr heiliges Mondblut in die Erde zu geben. Sie segnet alle Bienen, die ihren Weg kreuzen, weil sie weiß, dass das Bienenvolk Unterstützung braucht.
Wenn ich genau hinschaue, liebt sie all die Sachen, die ich liebe. Da wird mir plötzlich klar, dass bin ja ich!! Ich bin diese wilde Frau. Tränen der Berührung steigen in mir hoch, mein Körper kribbelt und zu meiner Verwunderung beginne ich zu lächeln. Ich meine wirklich zu lächeln, von Innen heraus.
Ich bin es doch, die meine Wölfin ruft, die ihrem inneren Kind einen Kakao macht, um sein Herz zu erwärmen. Ich laufe an meinem Kraftplatz auf und ab, um das Feuerholz zu sammeln. Ich entzünde das Feuer und singe dabei Mantras um es zu segnen. Das macht mich glücklich.Ich bin diese wilde Frau! Und auch du bist es. Wir sind jetzt hier auf der Erde, um uns zu erinnern, wer wir sind. Um uns wieder zu verbinden mit den Elementen, Mutter Erde, unseren Vorfahren und mit uns selbst. Das macht unsere wilde Frau lebendig - das macht UNS ganz!
Da ich schon immer viel Respekt und Achtung vor meiner wilden Frau hatte, wird mir nun bewusst, wie groß ich tatsächlich bin. Es fühlt sich so an, als stürzte die Mauer ein, die zwischen mir und meiner weiblichen Urkraft stand. Und ich beginne wieder ein Stück mehr an mich zu glauben. Immer noch mit einem tiefen Lächeln auf den Lippen.
Grüße deine Wilde Frau von mir und Namasté
Deine Anna

Wusstest du, dass die Raunächte ursprünglich nicht die Zeit zwischen den Jahren bildeten, da es die Kalender mit festem Jahreswechsel damals noch nicht gab? Diese Kalender wurden nämlich erst in der Neuzeit eingeführt.
Der Ursprung der Rauhnächte liegt viel früher und basiert vermutlich auf der germanischen und keltischen Tradition. Im germanischen Kalender gab es sowohl das Mond- als auch das Sonnenjahr. Das Sonnenjahr hatte 365 Tage, das Mondjahr hingegen 354. Genau diese Differenz von 11 Tagen und 12 Nächten bildete auch damals schon die Zeit der Rauhnächte, also lange bevor es überhaupt den klassischen Jahreswechsel gab, so wie wie ihn kennen.
So war es wohl die Differenz zwischen dem Mond- und Sonnenjahr und die festliche Weihnachtszeit, welche im Ursprung auf die Wintersonnenwende zurückzuführen ist, die den Menschen ein Gespür für die heiligen 12 Nächte gab. Denn an Weihnachten wurde nicht gearbeitet, sonder gefeiert, gemeinsam gegessen, erzählt, reflektiert was war und was sein wird. So erzählten die Menschen sich Geschichten, auch von der Dunkelheit und ihren Wesen und es war Raum für die Bewusstheit und Wahrnehmung der Geister die umherzogen. Die Göttin Percht gilt als Göttin der Rauhnächte. Sie wachte schon früher darüber, dass nicht gearbeitet wurde, denn was in den Sperrnächten weggesperrt wurde, sollte auch noch während der Rauhnächte verschlossen bleiben.
Seit jeher waren die 12. heiligen Nächte Wegweiser für die Zukunft und eine Zeit der Visionen, Wünsche und Orakelbefragung. Als ursprüngliches Orakel diente damals die Beobachtung des Wetters, denn das Wetter der Rauhnächte wurde in analogen Zusammenhang mit den folgenden Monaten gesetzt.
Heutzutage wird der Zauber der Rauhnächte wieder gelebt. Ich glaube, dass ist ein Ausdruck dessen, dass wir uns nach Verbindung und der Magie unseres Lebens sehnen. Grade nach der trubeligen Vorweihnachtszeit kommen wir an Weihnachten und zum Jahreswechsel gerne in einen besinnlicheren Modus, reflektieren was war und was sein wird.
Warum sind Rituale so beliebt und wichtig? Mit ihren festen Abläufen geben sie uns ein Gefühl von Struktur und Sicherheit. Es sind kraftvolle Handlungen, die in einer heiligen Energie schwingen und uns Anbindung, Trost und Heilung schenken können. Beliebt sind unter anderem Räucherrituale, die Orakelkartenbefragung, das 13 Wünsche Ritual und Feuerzeremonien. Das Räuchern mit Pflanzen dient sowohl der Reinigung von Räumen und dem menschlichen Energiefeld als auch dem Aufladen mit neuen Kräften.
Ähnlich, wie die Menschen früher das Wetter der Rauhnächte in Analogie mit dem Wetter der folgenden Monate gebracht haben, so ziehen heutzutage viele Menschen jede Nacht ein Orakelkarte und bringen sie in Analogie mit dem entsprechenden Monat des neuen Jahres. Die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember steht dann für Januar im Folgejahr usw.
Für welche Rituale du dich entscheidest ist nicht so wichtig, als dass du sie in Verbindung mit deinem Herzen tust, denn alles, was du mit deiner Liebe tust, bedeutet Heilung für dich und die Welt.







