Blau

Die Farbe Blau - Urerfahrungen


Unsere Urerfahrungen mit der Farbe Blau sind geprägt vom Himmelsgewölbe und dem Blau des Wassers. Das Blau unserer Erdatmosphäre lädt uns ein, unseren Blick nach oben zu wenden, und in die Tiefe des Himmels zu blicken. Für unsere Augen erscheint es so, als ob der Himmel unsere Erde wie eine Glocke begrenzt. Daher vermittelt uns das Blau Schutz, Geborgenheit und Abgrenzung.

Blau kann auch die Begegnung mit den im Himmel wohnenden Göttern anregen und wird so zur Symbolfarbe zwischen Himmlischem und Irdischem, zwischen Vater-Mutter-Gott und der Welt. Mit den verschiedenen Blautönen des Himmels sind besondere Erfahrungen und Gefühle verbunden.

Himmel und Wasser


So ist das tiefe Blau des Nachthimmels, das durch den Schein des Mondes aus der Dunkelheit hervortritt, geheimnisvoll und mystisch. Das helle und sanfte Blau des Frühlingshimmels lädt uns zu träumerischen, sehnsuchtsvollen Stimmungen ein. Eine besondere Tiefe im Blau kann am Winterhimmel beobachtet werden, besonders, wenn es sich gegen den weißen Schnee abhebt und ins blauviolett steigert.
Eine weitere Urerfahrung machen wir mit dem Blau des Wassers, insbesondere beim Blick in die Tiefe des Meeres oder in Seen. Auch hier ist unser Erleben von der Tiefe geprägt, wodurch Blau seinen geheimnisvollen Charakter bekommen hat. Neben der Transparenz des Wassers und des Himmels, sind auch alle blauen Edelsteine, außer Lapislazuli, lichtdurchlässig.

Psychische Wirkung


Blau steht für Bindung und Treue und spiegelt Grundbedürfnisse wie Ruhe, Zufriedenheit und Frieden wieder. Dementsprechend stimmt es träumerisch, ruhig, friedvoll und sehnsuchtsvoll. In Goethes Farbenlehre heißt es, Blau weicht zurück, zieht den Betrachter mit sich und stimmt traurig. Der russische Maler Wassily Kandinsky schrieb, dass Blau sehr tiefgreifend das Element der Ruhe entwickelt.

Für mich symbolisiert Blau etwas Besonderes, weil die Tiefe des Wassers blau schimmert und unser schöner Planet im Blau erstrahlt.

Blaue Kraftkleidung


Das Element Wasser ist mir sehr heilig. Mein Farbempfinden zu Blau ist durch meine persönliche Beziehung zum Wasser und zu Mutter Erde entstanden.
Die Wirkung von Blau empfinde ich als sehr beruhigend und harmonisierend. Blaue Kleidung trage ich bewußt an Tagen, an denen ich merke, dass ich etwas überreizt oder unruhig bin. Ich empfehle, das blaue Kleidungsstück direkt auf der Haut zu verwenden.
Da Blau eine meiner Lieblingsfarben ist und ich ein Mensch bin, der die Ruhe sehr schätzt, tut es mir gut, viel Blau zu tragen.

Blau in Indien


Im heutigen Indien ist Nil, die Bezeichnung für Blau, immer noch allgegenwärtig. Jodhpur, eine Stadt im Bundesstaat Rajasthan, wird auch als „Blue City“ bezeichnet, denn die Häuser der gesamten Altstadt sind in verschiedenen Blautönen angemalt. Ich hatte das Glück, dies mit meinen eigenen Augen zu sehen. Ursprünglich kennzeichnete die blaue Farbe die Häuser der Brahmanen. Mit der Zeit breitete sich die Tradition auf alle Häuser aus. Es wird vermutet, dass dies auch damit zusammen hing, dass die blaue Farbe Moskitos fernhielt.

Einige hinduistische Götter werden mit blauer Hautfarbe dargestellt, wie zum Beispiel Krishna, der eine Reinkarnation Vishnus ist. Er ist der Gott der Liebe und des Tanzes. Sein Name bedeutet „der Dunkle“, da Vishnu ihn aus einem schwarzen Haar erschaffen hat, das er sich selbst ausriss. Nach einer anderen Theorie, spiegelt Krishnas dunkelblaue Hautfarbe wieder, das er sich in der untersten Kaste der Kuhhirten verkörperte. Im Hindi heißt Kaste, Varna, was eigentlich Farbe bedeutet. Je tiefer die Kaste, desto dunkler wird die Farbe.

Der Indus, Indigo und Indien


Vielleicht ist die blaue Hautfarbe einiger hinduistischer Götter auch nur eine Kennzeichnung ihrer Herkunft – des Himmels, in dem sie leben. Zwei weitere Hindugötter, beide Götter der Dreifaltigkeit, werden ebenfalls mit blauer Haut dargestellt: Vishnu, der einen erhaltenden Aspekt verkörpert und Shiva, der Gott der Transformation, Neuerschaffung und Meditation.

Der Name Indien ist vom Strom Indus abgeleitet. Er entspringt nahe dem heiligen Berg Kailash und fließt durch das heutige Pakistan, bevor er in den indischen Ozean mündet. An den Ufern des Indus wächst die Färberpflanze Indigofera tinctonica. Neben Purpur und Safran gilt sie als eine der ältesten und bedeutendsten Textilfarben. Nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien eröffnete, begann der große Indigo-Import nach Europa. Zuvor gewann man blaue Textilfarbe dort aus einer anderen Pflanze, dem Waid. Die Färbung war allerdings schwächer als die der Indigo Pflanze. So war das indische Indigo sehr gefragt und es wurden Unmengen des Indigofarbpulvers nach Europa transportiert.

Der blaue Schutzmantel Mariens


Blau und Weiß symbolisieren auch in Europa das Himmelreich, aus dem Gott und seine Helfer für uns wirken. Als Farbe des Göttlichen symbolisiert Blau auch die Unendlichkeit.

Maria wird sehr oft als Schutzmantelmadonna in einem blauen Mantel dargestellt. Das Blau steht hier für Zuflucht und Schutz, die Verbindung zur Urmutter und für Vertrauen und Treue. In leuchtendem Ultramarinblau erscheint sie als Mondsichelmadonna, als Himmelsgöttin. Oft sind über ihrem Haupt zwölf kranzförmig angeordnete Sterne dargestellt. Mit einen Sonnenkranz bekleidet steht sie auf der Mondsichel und stellt sich dem letzten apokalyptischen Gefecht zwischen dem Drachen und dem Erzengel Michael.

Der blaue Lichtstrahl von Erzengel Michael


Erzengel Michael wirkt mit dem blauen Lichtstrahl, der Frieden, Kommunikation und Loslassen symbolisiert. In der essenitischen Tradition wird er dem Element Wasser zugeordnet. Mit seinem blauen Licht unterstützt er uns dabei in den Fluss zu kommen und den Frieden im Innen sowie im Außen zu finden.

Die Friedenssymbolik des Blau zeigt sich auch in anderen Bereichen. Mitarbeiter der Luft- und Schifffahrt tragen blaue Uniformen, welche aufzeigen, das sie für den Frieden arbeiten und Schutz spenden. Besonders deutlich wird dies bei den Blauhelmen der UNO-Friedenstruppen.

Farbe der Trauer, des Schutzes und der Befreiung


In Islamischen Traditionen ist Blau auch die Farbe der Trauer. Zudem wird Blau eine abwehrende, schützende Wirkung zugeschrieben. So sind die Talismane der Türkei, die den bösen Blick abwenden, bis heute blau.

Das persische Wort feroz bedeutet Sieg und wird für die Bezeichnung des Heilsteines Türkis und die Farbe Türkis verwendet. Viele blaue Edelsteine drücken seit jeher die Himmelsverbundenheit der Menschen aus.

Das Symbol der blauen Blume erscheint zum Beispiel in dem Märchen, „Der König der Raben“. Die Prinzessin muss eine blaue Blume finden, die den Rabenkönig aus der Gefangenschaft und Verzauberung befreit. Sie benötigt die Farbe der bedingungslosen Treue und Hingabe, um das Schwarz des Rabenkönigs zu vertreiben.

Das fünfte Element: Akash


Sowohl in Europa als auch in Indien ist Blau die Farbe der Tiefe und des Raumes. Schon Leonardo da Vinci lehrte, wie man Blau einsetzt, um im Bild eine Tiefenwirkung zu erzeugen.

Im Buddhismus steht Blau hauptsächlich für das fünfte Element, akash, das dem Element Äther entspricht. Eine blaue Flamme thront die stufenförmigen Stupas, die die Elemente darstellen.

In tibetischen Thangkas ist ultramarinblau eine beliebte Hintergrundfarbe der Buddhadarstellungen - vor allem beim Ur-Buddha Vairocana, der auch als „Mutter des Himmelsraumes“ bezeichnet wird.
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